Montag, 17. Januar 2011

Zeig mir deine Augenringe und ich sage dir wie dein Kind schläft

Gerade komme ich von einer Sitzung nach Hause, gehe wie verlangt noch in den oberen Stock um die beiden Weibsen schlafenderweise abzuknutschen, ernte dafür ein gegrunztes "Chchch" und freue mich am Anblick unserer schlafender Kinder. Jeder Elternteil weiss, schlafende Kinder sind mitunter das Schönste, was die Welt uns zu bieten hat. Vorausgesetzt, sie schlafen von abends 8 Uhr bis morgens 8 Uhr. Und zwar ohne Unterbruch. Das war ja bis vor Kurzem bei uns noch ganz anders...
Wissen Sie mit welchem Satz Sie eine Mutter so richtig fertig machen können? Ich verrate ihn Ihnen, er lautet: "Was?! Dein Kind schläft immer noch nicht durch??". (Unterstützt von einem entsetzten Gesichtsausdruck der fragenden Gegenmutter). Nicht nur dass sich die so angesprochene Mutter mit der totalen Uebermüdung und mit nicht mehr überschminkbaren Augenringen herumquälen muss, nein, sie darf sich nun auch noch mit der Frage konfrontieren lassen, was sie bezüglich des Schlafverhaltens ihres Kindes falsch gemacht hat oder immer noch falsch macht. Ich oute mich hiermit als Mutter solcher Nachteulen-Kinder. Vor der Geburt meiner ersten Tochter war ich der felsenfesten Ueberzeugung meine Kinder würden sofort durchschlafen. Oder wenigstens nach ein bis zwei Wochen. Nach zwei Wochen machte ich zur eigenen Beruhigung drei daraus. Nachdem ich auch diese drei etliche Male verlängert hatte und nach 3 Monaten auch nachts immer noch im 2-Stunden-Takt stillte landete ich unsanft auf dem Boden der Realität. Ich hatte ein Kind das sich nichts aus Schlaf machte. Bei der Kleinen war ich wenn auch nicht sehr erfreut dann doch wenigstens psychisch vorbereitet auf schlaflose Nächte. Keines meiner Kinder hat vor seinem 2. Lebensjahr nur ansatzweise daran gedacht eine Nacht durchzuschlafen. Genaugenommen denkt die Kleinste erst seit kurzem daran, und sie ist jetzt 3 1/2!. Ab ihrem 2. Geburtstag, mein persönlicher Durchschlaf-D-Day, ging ich wie auf Kohlen. Jede zusätzliche Nacht mit Aufstehen war wie ein übertragener Tag nach dem errechneten Geburtstermin.

Tipps wie "Gib doch endlich den Schoppen, dann schläft sie durch", oder "Reichere den Schoppen mit was-weiss-ich-nicht-mehr an, das sättigt" blieben von mir entweder von vornherein ignoriert oder bei Anwendung immerhin erfolglos. Sätze wie "Lass sie einfach schreien" überhörte ich kommentarlos. Im Nachhinein bin ich mir zu 150% sicher, es lag nicht an der Sättigung und auch das Schreienlassen hätte höchstens aufgrund der Resignation des Kindes einen Erfolg gebracht. Und ich will meinen Kindern nicht schon im frühesten Babyalter lehren zu resignieren.

Ich glaube, sie brauchen einfach eine beruhigende Stimme, eine sanfte Hand die schnell über den Kopf streichelt und ein beruhigendes "Alles ist gut, schlaf weiter". Und ich persönlch finde das steht ihnen auch zu. Vorausgesetzt, ich werde wieder mal eine Tiefschlafphase erleben, bevor sie 15 sind. Ansonsten müsste ich vielleicht dann doch mal ein Machtwort sprechen! Zur Zeit bin ich aber ziemlich optimistisch.

Eine teilweise Erklärung gaben mir immerhin die Nächte, die am schlimmstem waren: Nämlich die, wenn gerade mal wieder neue Zähne dazustiessen. Damit wären wir übrigens auch gleich beim zweitschlimmsten Satz, den Sie zu einer Mutter sagen können, deren Nase in der mit doppeltem Ristretto gefüllten Kaffeetasse hängt: "Ich habe gar nicht bemerkt dass mein Kind Zähne bekommt, plötzlich waren sie einfach da".

Sofern Sie also ein Kind haben, dass auch noch nicht durchschläft, irgendwann wird auch seine (Schlaf-)Zeit kommen, machen Sie sich keine Sorgen. Und gewöhnen Sie sich das nächtliche Aufwachen gar nicht erst ab, spätestens wenn die Kinder zu Erwachsenen mutieren und abends länger wegbleiben dürfen werden Sie sowieso wieder mit Augenringen und völlig übermüdet herumlaufen. An Schlaf ist dann auch nicht mehr zu denken, sagt jedenfalls meine Mutter, und die muss es ja wissen.

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