Samstag, 5. Januar 2013

Shopping auf dem Schrottplatz oder ich baue mir einen Bus!


Ein kaufmännischer Berufshintergrund und der ausgesprochene Wunsch nach rostigen, aufgeschürften und blutenden Händen müssen sich nicht zwingend ausschliessen! Le­sen Sie mit wie der neptunblaue VW Bus T2 mit Jahrgang 1979, der 18 Jahre sein Dasein zwischen Unkraut, Schnecken und anderen Rostbeulen fristete, zu einer höchstpersönlichen Perle aufgebaut wird. Die Betonung liegt dabei deutlich auf „höchstper­sönlich“ und nicht auf „Perle“.  

Die Idee wird geboren: Ich baue mir einen Bus!

„Ich“ klingt ein wenig überheblich, denn ohne die Hilfe meines wichtigsten Chefbusumbauers wäre schon die Idee gar nie entstanden. Diese entstand zwar bei einem Bier, war aber alles andere als eine Bieridee. Ich hatte mich entschieden, ich wollte nun endlich, nach jahrelangem Träumen und Hin- und Herüberlegungen, hauptsächlich in finanzieller Hinsicht, meinen eigenen Bus. Also teilte ich das dem Chefbusumbauer, seines Zeichens guter Freund und vorallem Profiexperte in allen Bus-Belangen, mit und erntete ein Kopf­schütteln.

Weisst du eigentlich worauf du dich da einlässt?? Einen alten Bus kauft man nicht einfach so, das ist eine zwischenmenschliche bzw. -busliche Verbindung, die zudem einen Haufen Geld kostet!“.

Nicht die Antwort die ein Mensch hören will, der sich monatlich durch eine Panikattacke windet, wenn die Kreditkartenabrechnung im Briefkasten liegt.

„Unter 15'000.-- bekommst du nicht viel Gescheites, und dann ist auch meistens schon von ver­schiedensten Leuten, und vorallem von teilweise auch nur bedingt fähigen Leuten, daran rumgebas­telt worden. Also, wenns denn nun schon unbedingt sein muss, warum bauen wir nicht einen von Grund auf neu auf? Auch wir kommen nicht ums basteln rum, aber wenigstens wissen wir dann was genau daran verbaut wurde! Und es ist dann dein Bus!“ Ein paar wenige Sätze seitens meines Vertrauensautobastlers und schon drückte ich dem Schrotthändler Fr. 800.-- in die Hand. Ich war also nun stolze Besitzerin eines VW Busses, der in knietiefem Gras stand, bevölkert war von allerlei Ungeziefer (Spinnen zum Beispiel, meine ausgesprochenen Erzfeinde!), ein Humbelinest be­herbergte, dafür keinen Motor und kein Getriebe in seinem Hinterteil hatte, der meterhoch gefüllt war mit Werkzeug, so dass man gar nicht sah, was denn da überhaupt noch alles drin war bezie­hungsweise eben nicht drin war. Zum Beispiel KEINE Autoschlüssel, KEIN Fahrzeugausweis, KEINE Sitze um nur ein paar fehlende Autozubehörteile zu nennen. Wir hatten keine Ahnung wie der Unterboden aussah, denn wir sahen weder von oben (Werkzeug!) noch von unten (knietiefes Gras!) daran. Der Chefbusumbauer sah nicht mal, dass es sich um einen Automaten handelt. Ich bin noch nicht 60, was soll ich denn mit einem Automaten?! Umbauen wird die Zauberformel sein, damit ich glücklich dem Sonnenuntergang entgegentuckern kann. Dazu aber mehr, wenn es soweit ist.

Trotzdem. Verliebt war ich vom ersten Augenblick an als ich ihn sah, meinen grossen Kleinen. Die neptunblaue Farbe, das bisschen Rost, die paar Beulen, die durchgefressenen Rostlöcher, der Rost vorne, der Rost in der Mitte, der Rost hinten, der oben und der unten. Nun gut, stellen Sie sich vor, sie stünden 18 Jahre lang im Wald, Sie könnten wohl auch nicht in einer Oil of Olaz-Werbung mit­spielen. Er wird keinesfalls die Super-Perle werden, die an jedem Luftgekühlten-Treffen den ersten Platz macht, aber er wird ganz und gar MEINER sein, der authentisch daherkommt, dem man seine 33 Autojahre ansieht und den man gebrauchen kann und nicht in die Vitrine stellen muss, aus Angst, er könnte eine Beule bekommen oder ein Hund könnte ihn anpinkeln. Wie der Mensch im Alter Falten kriegt, auf die übrigens jeder stolz sein sollte, denn was gibt es schöneres als ein Gesicht das nach gelebtem Leben aussieht, so kriegt halt ein Auto mit der Zeit ein paar Beulchen, oder ein paar Rostflecken. Und diese kann man im Gegensatz zu unseren Altersflecken sogar weg­schleifen.

Ich freue mich jedenfalls riesig darauf, an dem Bus rumzuhandwerken, umso mehr da ich ja so gar keine Ahnung von Autos habe. Weniger als keine. Ich kann nicht mal ein Rad wechseln, sollte ich je eine Panne haben (wozu gibts denn bitte den TCS?! Die müssen ja auch von was leben!). Der Chef­busumbauer vermutet, man müsse ihn im Frühjahr in die Psychiatrische Klinik einweisen auf Grund unserer gemeinsamen handwerklichen Symbiose, was mir aber relativ schnuppe ist. Ich fahr ihn sogar dahin, mit dem Bus natürlich... Was voraussetzt dass das Baby läuft. Sie kennen den Ausdruck „Nach mir die Sintflut“? Eben.

Die erste Tätigkeit, die mir aufgetragen wurde konnte ich jedenfalls mit Bravour erledigen! „Besorg dir ein Duplikat des Fahrzeugausweises!“. Für mich als ehemalige Beamtin selbstver­ständlich kein Problem, ein Telefon beim Strassenverkehrsamt Aargau, dann ein Telefon beim Bundesamt für Strassen, Abteilung Fahrzeugkontrolle in Bundesbern, dann ein Telefon beim Strassen­verkehrsamt der Stadt Zürich und voilà, schon war ich Besitzerin eines Fahrzeugausweis-Duplika­tes, für läppische Fr. 15.-- und circa 3 Stunden Telefoniererei, da in Bundesbern den halben Nach­mittag über, konkret bis 14.54 Uhr, nur der Telefonbeantworter an war, mit der Ansage, dass Telefo­ne ab 13.30 Uhr entgegen genommen werden. Sollten hier nette Menschen aus dem östlichen Nachbarskanton mitlesen, dann muss ich Ihnen leider mitteilen, dass dafür euer Strassenverkehrsamt die Post quersubventioniert, indem in einem Couvert Fahrzeugausweise versendet werden, und in einem separaten zweiten Couvert Rechnungen, bspw. über die erwähnten Fr. 15.--. Nichts desto trotz, die erste Bushandlung ist mir also gelungen und ich bin relativ zuversicht­lich dass ich auch die weiteren irgendwie meistern werde.

Ich hoffe, ich konnte Sie ein wenig anstecken mit meinem Enthusiasmus für die alte Kutsche und Sie lesen wieder mit, wenns dann handwerklich ein wenig zur Sache geht!
Bis dahin, gute Fahrt!




Hau ruck!


Gary, die Busschnecke (wir werden später wieder von ihr lesen...)


Angekommen im Schönheitssalon



(Stand September 2012, inzwischen sind wir schon etwas weiter, aber ich habe die Aufzeichnungen bisher noch nicht veröffentlicht hier, deshalb halt delayed...)


3 Kommentare:

Maya... hat gesagt…

cool!!!!

ich bin gespannt wie er jetzt schon aussieht!

herz dich -maya

beobachter hat gesagt…

hoffe er bleibt blau, schöne farbe!

Frau Familienwahnsinn hat gesagt…

lieber beobachter, nein vermutlich nicht...
ich schwanke seit anfang mit der Farbe, wohl mitunter die schwierigste Entscheidung bezüglich Bus die zu treffen ist. Ursprünglicher Wunsch war taigagrün unten und oben weiss (taigagrün war eine originalfarbe im jahr 1979 an den Bussen). Irgenwie ist das aber zu lahm. Im Moment schwanke ich zwischen ozeanicblau (gabs damals auch) und weiss, oder ihn ganz original zu lassen und somit komplett neptunblau zu machen.

ICH WEISS ES NICHT!!!

Für Tipps und Anregungen aus dem Volk wäre ich also dankbar.. :-D