Ein kaufmännischer
Berufshintergrund und der ausgesprochene Wunsch nach rostigen,
aufgeschürften und blutenden Händen müssen sich nicht zwingend
ausschliessen! Lesen Sie mit wie der neptunblaue VW Bus T2 mit
Jahrgang 1979, der 18 Jahre sein Dasein zwischen Unkraut, Schnecken
und anderen Rostbeulen fristete, zu einer höchstpersönlichen Perle
aufgebaut wird. Die Betonung liegt dabei deutlich auf
„höchstpersönlich“ und nicht auf „Perle“.
Die Idee wird geboren: Ich baue
mir einen Bus!
„Ich“ klingt ein wenig überheblich,
denn ohne die Hilfe meines wichtigsten Chefbusumbauers wäre schon
die Idee gar nie entstanden. Diese entstand zwar bei einem Bier, war
aber alles andere als eine Bieridee. Ich hatte mich entschieden, ich
wollte nun endlich, nach jahrelangem Träumen und Hin- und
Herüberlegungen, hauptsächlich in finanzieller Hinsicht, meinen
eigenen Bus. Also teilte ich das dem Chefbusumbauer, seines Zeichens
guter Freund und vorallem Profiexperte in allen Bus-Belangen, mit und
erntete ein Kopfschütteln.
„Weisst du eigentlich worauf du
dich da einlässt?? Einen alten Bus kauft man nicht einfach so, das
ist eine zwischenmenschliche bzw. -busliche Verbindung, die zudem
einen Haufen Geld kostet!“.
Nicht die Antwort die ein Mensch hören
will, der sich monatlich durch eine Panikattacke windet, wenn die
Kreditkartenabrechnung im Briefkasten liegt.
„Unter 15'000.-- bekommst du nicht
viel Gescheites, und dann ist auch meistens schon von
verschiedensten Leuten, und vorallem von teilweise auch nur
bedingt fähigen Leuten, daran rumgebastelt worden. Also, wenns
denn nun schon unbedingt sein muss, warum bauen wir nicht einen von
Grund auf neu auf? Auch wir kommen nicht ums basteln rum, aber
wenigstens wissen wir dann was genau daran verbaut wurde! Und
es ist dann dein Bus!“
Ein paar wenige Sätze seitens meines Vertrauensautobastlers und
schon drückte ich dem Schrotthändler Fr. 800.-- in die Hand. Ich
war also nun stolze Besitzerin eines VW Busses, der in knietiefem
Gras stand, bevölkert war von allerlei Ungeziefer (Spinnen zum
Beispiel, meine ausgesprochenen Erzfeinde!), ein Humbelinest
beherbergte, dafür keinen Motor und kein Getriebe in seinem
Hinterteil hatte, der meterhoch gefüllt war mit Werkzeug, so dass
man gar nicht sah, was denn da überhaupt noch alles drin war
beziehungsweise eben nicht drin war. Zum Beispiel KEINE
Autoschlüssel, KEIN Fahrzeugausweis, KEINE Sitze um nur ein paar
fehlende Autozubehörteile zu nennen. Wir hatten keine Ahnung wie der
Unterboden aussah, denn wir sahen weder von oben (Werkzeug!) noch von
unten (knietiefes Gras!) daran. Der Chefbusumbauer sah nicht mal,
dass es sich um einen Automaten handelt. Ich bin noch nicht 60, was
soll ich denn mit einem Automaten?! Umbauen wird die Zauberformel
sein, damit ich glücklich dem Sonnenuntergang entgegentuckern kann.
Dazu aber mehr, wenn es soweit ist.
Trotzdem. Verliebt war ich vom ersten
Augenblick an als ich ihn sah, meinen grossen Kleinen. Die
neptunblaue Farbe, das bisschen Rost, die paar Beulen, die
durchgefressenen Rostlöcher, der Rost vorne, der Rost in der Mitte,
der Rost hinten, der oben und der unten. Nun gut, stellen Sie sich
vor, sie stünden 18 Jahre lang im Wald, Sie könnten wohl auch nicht
in einer Oil of Olaz-Werbung mitspielen. Er wird keinesfalls die
Super-Perle werden, die an jedem Luftgekühlten-Treffen den ersten
Platz macht, aber er wird ganz und gar MEINER sein, der
authentisch daherkommt, dem man seine 33 Autojahre ansieht und den
man gebrauchen kann und nicht in die Vitrine stellen muss, aus Angst,
er könnte eine Beule bekommen oder ein Hund könnte ihn anpinkeln.
Wie der Mensch im Alter Falten kriegt, auf die übrigens jeder stolz
sein sollte, denn was gibt es schöneres als ein Gesicht das nach
gelebtem Leben aussieht, so kriegt halt ein Auto mit der Zeit ein
paar Beulchen, oder ein paar Rostflecken. Und diese kann man im
Gegensatz zu unseren Altersflecken sogar wegschleifen.
Ich freue mich jedenfalls riesig
darauf, an dem Bus rumzuhandwerken, umso mehr da ich ja so gar keine
Ahnung von Autos habe. Weniger als keine. Ich kann nicht mal ein Rad
wechseln, sollte ich je eine Panne haben (wozu gibts denn bitte den
TCS?! Die müssen ja auch von was leben!). Der Chefbusumbauer
vermutet, man müsse ihn im Frühjahr in die Psychiatrische Klinik
einweisen auf Grund unserer gemeinsamen handwerklichen Symbiose, was
mir aber relativ schnuppe ist. Ich fahr ihn sogar dahin, mit dem Bus
natürlich... Was voraussetzt dass das Baby läuft. Sie kennen den
Ausdruck „Nach mir die Sintflut“? Eben.
Die erste Tätigkeit, die mir
aufgetragen wurde konnte ich jedenfalls mit Bravour erledigen! „Besorg dir ein Duplikat des
Fahrzeugausweises!“. Für mich als ehemalige Beamtin
selbstverständlich kein Problem, ein Telefon beim
Strassenverkehrsamt Aargau, dann ein Telefon beim Bundesamt für
Strassen, Abteilung Fahrzeugkontrolle in Bundesbern, dann ein Telefon
beim Strassenverkehrsamt der Stadt Zürich und voilà, schon war
ich Besitzerin eines Fahrzeugausweis-Duplikates, für läppische
Fr. 15.-- und circa 3 Stunden Telefoniererei, da in Bundesbern den
halben Nachmittag über, konkret bis 14.54 Uhr, nur der
Telefonbeantworter an war, mit der Ansage, dass Telefone ab
13.30 Uhr entgegen genommen werden. Sollten hier nette Menschen aus
dem östlichen Nachbarskanton mitlesen, dann muss ich Ihnen leider
mitteilen, dass dafür euer Strassenverkehrsamt die Post
quersubventioniert, indem in einem Couvert Fahrzeugausweise versendet
werden, und in einem separaten zweiten Couvert Rechnungen, bspw. über
die erwähnten Fr. 15.--. Nichts desto trotz, die erste Bushandlung
ist mir also gelungen und ich bin relativ zuversichtlich dass
ich auch die weiteren irgendwie meistern werde.
Ich hoffe, ich konnte Sie ein wenig
anstecken mit meinem Enthusiasmus für die alte Kutsche und Sie lesen wieder mit, wenns dann handwerklich ein wenig
zur Sache geht!
Bis dahin, gute Fahrt!
Hau ruck!
Gary, die Busschnecke (wir werden später wieder von ihr lesen...)
Angekommen im Schönheitssalon
(Stand September 2012, inzwischen sind wir schon etwas weiter, aber ich habe die Aufzeichnungen bisher noch nicht veröffentlicht hier, deshalb halt delayed...)
3 Kommentare:
cool!!!!
ich bin gespannt wie er jetzt schon aussieht!
herz dich -maya
hoffe er bleibt blau, schöne farbe!
lieber beobachter, nein vermutlich nicht...
ich schwanke seit anfang mit der Farbe, wohl mitunter die schwierigste Entscheidung bezüglich Bus die zu treffen ist. Ursprünglicher Wunsch war taigagrün unten und oben weiss (taigagrün war eine originalfarbe im jahr 1979 an den Bussen). Irgenwie ist das aber zu lahm. Im Moment schwanke ich zwischen ozeanicblau (gabs damals auch) und weiss, oder ihn ganz original zu lassen und somit komplett neptunblau zu machen.
ICH WEISS ES NICHT!!!
Für Tipps und Anregungen aus dem Volk wäre ich also dankbar.. :-D
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